Vorstandsreise
Vom 17. bis 23. November 2024


Beeindruckende Kontinuität und Entwicklungen


Irina Zehnder und ich, Barbara Roos, entschliessen uns, im November nach Kigali zu fliegen, um unsere COERESO Partner:innen vor Ort zu besuchen. Während Irina zum 15. Mal diese Reise auf sich nimmt und schon Jahre im Vorstand ist, ist es für mich erst das zweite Mal, bin ich doch erst seit kurzem dabei.

Montag

Wir fahren per Moto Taxi zu den Best Potters  im Kamonyi District, die schon viele Jahre unsere Partner:innen sind. Der aus Töpfer:innen bestehenden Gemeinschaft gelang es, einen Lehrer einzustellen, der zurzeit zehn Studierenden die moderne Töpferei beibringt, was einmalig in Ruanda ist. Ein dank COERESO aus Südafrika importierter teurer Brennofen ist inzwischen viel in Gebrauch. Bereits gelingt es der Töpfergemeinschaft auch, mit kleinen Shops und einem Luxushotel Kooperationen einzugehen, konnte sie die Qualität ihrer Produkte doch enorm steigern. Auch wir decken uns mit Tonprodukten ein.

Ein weiteres grossartiges Projekt, sind die drei Kindergärten für 3 bis 5-Jährige. Inzwischen werden 94 Kinder betreut und unterrichtet, mit einem Porridge Frühstück verköstigt und brauchen nicht mehr auf der Strasse herumzulungern.

Der Einsatz des Leiters und der Lehrer:innen ist riesig. Wir unterstützen sie, wenn sie COERESO fundierte Vorschläge unterbreiten – der Antrieb muss immer von ihnen kommen.

Ihre Dankbarkeit zeigten sie uns mit lieben Worten und Tanzeinlagen.

1a
1b
1c
1d A
1d B
1e

Dienstag

Wiederum auf dem Moto Taxi, da es das schnellste Verkehrsmittel in der Rushhour ist, erreichen wir nach 40 Minuten unsere nächsten Partner:innen – das Berufsausbildungsprojekt ARISE TVET School im Kabeza Village. Hier werden Frauen entweder im Nähen (zurzeit 15) oder im Frisieren und für die Manicure (32) ausgebildet. Dank COERESO müssen die Schülerinnen nur RWF 60’000 (ca. SFR 40) statt RWF 400’000 (ca. SFR 260) für ihre Ausbildung bezahlen. Alle stammen aus armen Verhältnissen und/ oder zerrütteten Familien. Nebst dem Unterricht leistet der engagierte Leiter und Lehrer viel einfühlsame Unterstützung beim Verarbeiten der oft traumatisierten Menschen. Zwei weitere Lehrpersonen unterstützen ihn. Es wird uns alles gezeigt und genau erklärt und wir werden mit Tanzeinlagen, Gesang und einem kurzen Theater unterhalten. Die Frau des Leiters verwöhnt uns kulinarisch und die Lernenden pflegen unsere Hand- und Fussnägel. Es ist eine Freude, die motivierten jungen Menschen zu erleben.

Auf dem Weg zu Akkreditierung muss die Schule viele Hürden überwinden, die in den letzten Monaten erhöht worden sind. Neben eigenen Räumlichkeiten gehören hierzu auch Behinderten WCs, ein Spiel- und auch ein Parkplatz.


2a
2b
2c
2d

Mittwoch

In Masaka, einem Sektor ausserhalb von Kigali treffen wir Albertine, seit 2018 unsere Koordinatorin und Vertreterin vor Ort. Sie ist unter anderem zuständig für das dortige COERESO Haus. Die Eigentumsübertragung dieses Hauses auf COERESO ist die erste Handlung, die geplant ist. Da wir inzwischen als internationale NGO anerkannt sind, ist dies nun möglich. Leider ist das Ganze komplizierter als gedacht. Den Weg vom Notar zum Auswärtigen Amt im Zentrum Kigalis hätten wir uns sparen können, denn die Beglaubigung der Botschaft können wir nicht einholen, da sie schon geschlossen ist. Wir wollen es am Freitag nochmals versuchen. Unverrichteter Dinge kehren ich und unser Übersetzer zurück nach Masaka, in dieser Zeit hat sich Irina bereits vor Ort schon umgesehen.

In einem Raum des Hauses arbeiten die Näherinnen, die ursprünglich Teil der Tuzumurane Schneidergemeinschaft waren und nun die Räumlichkeiten nutzen, um eigene Aufträge und Aufträge, die im Kollektiv verarbeitet werden, wie zum Beispiel eine grosse Zahl von Uniformen zu erfüllen.

In einem zweiten ist ein Coiffeur Studio eingerichtet. Einige der dort Arbeitenden haben ihre Ausbildung in unserer gestern erwähnten Berufsschule gemacht. Mietfrei können sie ihrer Arbeit hier nachgehen. Auch die Betreiber der Seifengemeinschaft (Hersteller von Flüssig- und Hartseife), eines der ersten von COERESO unterstützten Projekte, treffen ein. Sie konnten inzwischen ein Stück Land kaufen, auf dem bald ihre eigene Produktionsstätte gebaut werden soll. 

Ein freudiges Wiedersehen findet statt. Bei der anschliessenden Besprechung werden Wünsche und Probleme angesprochen – wird von Erfolgen und Herausforderungen erzählt. Albertines Bruder Henry fungiert als Übersetzer Englisch – Kinyarwanda, fällt es doch leichter, sich in der Muttersprache unterhalten zu können.

COERESO amtet inzwischen auch als Bank, indem sie den Frauen zinslose Darlehen für Geräte und Materialen leistet, welche immer pünktlich zurück- bzw. abbezahlt werden.

Am Schluss werden Fotos geschossen – dem Handy sei Dank – und Umarmungen ausgetauscht. Grosse Dankbarkeit ist zu spüren.

3a
3b
3c
3d

Donnerstag

Mein Herz schlägt höher! Heute besuchen wir in Musave die von COERESO gegründete St. Elizabeth Seton School, in der ich im April letzten Jahres auf meiner ersten Ruandareise mit fünf weiteren Schweizer Lehrerinnen unterrichten durfte. Ein Austausch mit uns war damals von den ruandischen Lehrkräften gewünscht worden. 

Zur Begrüssung kommen die 215 Kinder ein Lied singend aus dem Schulhaus heraus – was für ein rührender Empfang! Sprechchöre und die Hymne folgen auf dem Pausenplatz von den drei Nursery- und den drei Primarklassen. 

Anschliessend dürfen wir alle Klassenzimmer besuchen und dem Unterricht folgen. Lange auf ihren Stühlen sitzend (Schweizer Kinder hätten das Sitzleder hierfür nicht), werden sie frontal unterrichtet (mit einer Ausnahme). Seit meinem letzten Besuch hat sich der Unterrichtsstil nicht gross verändert, aber alle Lehrkräfte sind mit Herz und Seele dabei, was wohl das Wichtigste ist. Während der Pause spielen wir mit den Kindern, die meistens gar keine Scheu vor den «Muzungus» zeigen. 

Ein Austausch mit der Schulleiterin (ihre Anstellung ist eine Bedingung der Regierung) und mit den Lehrkräften folgt. Wir versuchen auch noch herauszufinden, was am Dringendsten an Material benötigt wird. Es fehlt viel.

Ziel von COERESO ist es, den Bau von noch drei weiteren Schulzimmern (4. bis 6. Primarklasse) und einer Küche für die Lunchzubereitung voranzutreiben. Damit würde der Akkreditierung durch die Regierung nichts mehr im Wege stehen.

Nach Gruppenfotos verabschieden wir uns von allen. Viele Kinderhände werden abgeklatscht – und wir werden von allen Lehrkräften herzlich umarmt.

4a
4b
4c
4d

Freitag

Der letzte Tag beginnt trübe und das Regenwetter hält den ganzen Tag an.

Unser zweiter Versuch, einen Stempel auf unser Dokument zu erhalten, schlägt wieder fehl. Scheinbar ist die Schweizer Botschaft in Kigali nur ein Konsulat und man will unser Papier nach Nairobi senden und das einen Tag vor unserer Abreise.

Das letzte Stück unserer Fahrt über eine Naturstrasse fahrend erreichen wir ohne Regen die «Wellborn Child Initiative School». Diese Schule besteht aus fünf Nurseryklassen mit 105 Kindern. Nicht nur das Gebäude mit den kleinen Zimmern, auch der Zustand der Uniformen der Kinder zeigen uns, dass wir hier in einer sehr armen Gegend sind. Und dies nur eine knappe Stunde ausserhalb vom Zentrum Kigalis.

Hier scheint unser Besuch vor anderthalb Jahren Eindruck gemacht zu haben. Keine Klasse hat eine frontale Bestuhlung, es gibt Gruppenarbeiten, wird im Kreis gesessen (sicher auch noch aus Platzgründen) oder sogar ein Spiel gemacht. Das zu sehen, ist einmalig!

Ein Junge ist fast ganz blind, aber im Kopf glasklar, ein weiterer mit autistischen Zügen kam mit vier in die Schule ohne reden zu können. Mein Auftrag ist es, mit den Müttern der beiden und ihren Lehrer:innen zu sprechen und die Jungen zu beobachten, während Irina ihr Verhalten auf Fotos und in Filmen festhält. Zurück in der Schweiz werde ich mich mit Fachpersonen treffen/ austauschen und ihnen die Telefonnummer der Lehrer:innen hier geben. Die Gespräche mit den Müttern sind sehr berührend. Aus Scham werden Behinderte oft zu Hause behalten und erhalten keine Ausbildung. Fachkräfte gibt es nur in teuren Privatschulen.

Wir besprechen uns mit allen Lehrer:innen und versuchen auch hier herauszufinden, wo die Probleme liegen, was die Anliegen sind. Der Wunsch nach einer Primarschule ist ein sehr grosser! Leider können wir Spenden nicht aus dem Hut zaubern.

Nach dem starken Regen ist die Rückfahrt abenteuerlich, hat sich die Naturstrasse inzwischen doch in ein matschiges, mit Pfützen übersätes Etwas verwandelt. Ohne Zwischenfall, nur etwas unterkühlt, erreichen wir unser Guesthouse.

Am Samstag schlendern wir noch etwas durch das Zentrum von Kigali, bevor es am Abend leider schon wieder zurück in die Schweiz geht.

5a
5d
5b
5c
Studienreisen
Gemeinschaften
Kooperationen
RÜckmeldungen
Photos, Film